Julien Rouvroy
AFRICA BLUE
10.April - 09.Juni 2010
Vernissage: Fr.09.April 2010,19.00 Uhr
gemeinsame Eröffnung aller 10 Galerien im Kontorhausviertel

DSCN5740
„Mask“, öl auf Leinwand, 100x75cm, 2007/09

WTC präsentiert den belgischen Maler Julien Rouvroy(*1979)mit seiner zweiten Einzelausstellung "Africa Blue"  

2006 setzte der Künstler die Serie “Wunderkind” in den Mittelpunkt. Hierbei spielten die Erfahrungen von Kindern mit dem Unbekannten im Leben eine Rolle. “Die älteste und stärkste Gemütsbewegung, die die Menschheit kennt, ist die Angst; und die älteste und stärkste Art von Angst ist die Angst vor dem Unbekannten”, schreibt der amerikanische Schriftsteller H.P.Lovecraft. Dieses angsteinflössende Unbekannte zieht sich auch durch die Serie “Africa Blue”. Julien Rouvroy, in Ruanda aufgewachsen und erzogen, erforscht in seinen neuen Arbeiten die unterschiedlichen Denkansätze für unser Afrika-Bild: auf der einen Seite die Medien mit ihren selektiven Meldungen über Genozid, Krankheit, Armut und natürlich momentan Fußball, andererseits die schon länger anhaltenden Diskussionen über Kultur und Kunst des “schwarzen Kontinents”. Erstmals wurde die Documenta 2002 von dem Afrikaner Okwui Enwezor kuratiert. 

Der Glaube an die Macht von Geistern und Dämonen gehört zur Alltagskultur in allen Ländern des afrikanischen Kontinents und diesen Zustand vermag uns Rouvroy in seiner Malerei sehr genau mitzuteilen. Ferne Autolichter beleuchten in der Arbeit “City Limits”, eine an einen Baum gelehnte Figur, aus deren Mund Hyänen Fleisch fressen. Das ist nicht absurd, sondern einer Fotografie entnommen, die in einem Vorort von Nairobi aufgenommen wurde. In den Autos sitzen die Zuschauer des grausigen Spektakels. 
Voodoo, Volksglauben und Geister erscheinen in Rouvroy’s Malerei wie fotografische Negative und kehren so die helle Realität in die dunklen Töne des Aberglaubens um. In “Knowboy” berühren Hände den Kopf eines Kindes. Ein okkultes Ritual, um das vermeintlich Böse zu entfernen.

Doch nicht nur Voodoo und andere Magie sind die Themen der Ausstellung. Die Spuren postkolonialer Diktatur findet man in den Tierdarstellungen des Künstlers. Rouvroy begab sich nach Brüssel und studierte am dortigen Museum Musee Royal de l'Afrique Central die aus den sechziger Jahren stammenden Dioramen der afrikanischen Tierwelt. Diese von belgischen Experten hergerichteten Schaukästen bergen alle Klischees über das geheimnisvolle primitive Afrika. In seinen Gemälden wählt Julien Rouvroy dramatische Ausschnitte aus diesen künstlichen Szenerien und zeigt uns damit, wer in Wahrheit die Exotik Afrikas vermittelte – die kolonialen Europäer.

<